Am Wochenende versammelten sich 400.000 Frauen und Männer am Pershing Square in Downtown LA zum dritten Women’s March. Sie hielten Protestschilder in die Luft, sangen, feierten, jubelten. Für diejenigen, die kein eigenes Schild mitgebracht hatten, stellte der Veranstalter Women’s March LA Foundation, eine Non-Profi-Organisation, bereits bedruckte Schilder zu Verfügung mit Aufschriften wie: UNITED STAND, EVERY VOICE MATTERS und FIGHT LIKE A WOMAN.
„Ich mache mein eigenes Plakat“, erklärte die 19-jährige Claire und gesellte sich mit ihren Freundinnen zu anderen Frauen an einen der Tische, wo dickes Papier und bunte Stifte bereitgestellt wurden. Im Hintergrund erklang Beyonce’s starke Stimme au den Lautsprechern. Djane aus Mexiko stand ein paar Meter weiter hinter dem Mischpult und mixte den Übergang von Keshas Song „Woman“ zu „Run the World“. Zahlreiche Filzstifte wurden bei dem Beat in Richtung Sonne gehalten und auch Claire setzte sofort zur ersten Strophe an. THE POWER OF PEOPLE IS STRONGER THAN THE PEOPLE IN POWER, schrieb die Schülerin mit rotem Filzstift und zog die Buchstaben nochmal nach. Sie und ihre Freundinnen trugen rosa Haarreifen mit Katzenohren.
Der Women’s March als Protest gegen Donald Trump
Eine Anspielung auf Präsident Donald Trump, dessen polarisierenden Reden die Hawaiianerin Teresa Shook 2016 dazu veranlasst haben, über Facebook zu einem Protestmarsch in Washington aufzurufen. In der Hauptstadt der Vereinigten Staaten versammelten sich damals über eine halbe Million Menschen. Das waren mehr Teilnehmer, als bei der Demonstration gegen den Vietnam-Krieg 1969, die bis dahin als größte Protestversammlung in Amerika gegolten hat. Die Veranstaltung Women’s March wurde von vielen Großstädten in Amerika übernommen. Dabei richten sich die organisierenden Veranstalter offiziell nicht gegen den amtierenden Präsidenten direkt. Stattdessen wollen sie sich proaktiv für Frauenrechte, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit einsetzen. „Amerika steht mit der derzeitigen Politik vor dem Abgrund. Es muss sich was ändern“, erklärte Claire dennoch ihre Ablehnung gegen den Präsidenten und schaute stolz auf ihr selbst geschriebenes Plakat.
Feminismus ist nicht nur Frauensache
„Oh, guck mal! Ein Babyhund!“, schrie ein kleines Mädchen aufgeregt von den Schultern ihres Vaters aus und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf einen Welpen, den eine Besucherin bei sich führt. I AM THE FUTURE, stand auf dem kleinen Stück Pappe, das die fünfjährige Emma in der Hand hielt. „Ich möchte ihr zeigen, wie Demokratie aussieht“, erklärte ihr Vater den Grund für das gemeinsame Erscheinen. „Meine Frau ist beruflich unterwegs, aber kann ich Emma nicht auch als Dad zeigen, dass Frauenrechte wichtig sind? Ich möchte eine bessere Welt für mein Kind schaffen und deswegen sind wir heute hier“, sagt er, während sein Blick hinauf zu seiner Tochter wandert. Auf die Frage, was Emma später mal werden möchte, antwortete sie: „Meerjungfrau!“ Ihr Vater lachte und bestärkte sein Kind, dass es alles sein könne. Seine Frau verdiene in ihrem Job mehr als er. „Und das ist verdammt richtig so, weil sie in ihrem Job großartig ist“, meinte er. Und ergänzte, wie stolz Amerika auf die Frauen sein könne.
„Warum hat der Mann da ein Prinzessinnenkleid an, Dad?“, fragte Emma plötzlich verwundert und starrte mit einem etwas neidischen Blick auf einen Asiaten im rosa Tutu. „Warum denn nicht, Emma? Wenn du eine Meerjungfrau sein möchtest, darf er doch auch eine Prinzessin sein“, lautete die Erklärung. Als sich der Marsch in Bewegung setzte, zogen Vater und Tochter, der Labradorwelpe, der Asiate im Tutu, Claire und ihre Schulfreundinnen mit Tausenden weiteren Menschen in Richtung City Hall. Die bunte Gruppe sang, jubelte und machte vor allem eins: sich für ihre Zukunft stark.