Yoga ist Kult, Lifestyle, Trend. Aber vor allem verfolgt die Lehre eigentlich folgendes Ziel: physische und mentale Entspannung, Bewusstsein über den eigenen Körper und Geist. Doch vielen Menschen scheint das nicht zu genügen. Yoga allein wäre ja auch viel zu langweilig. Besonders in den USA werden immer mehr Kurse angeboten, die die meditativen Übungen mit anderen Dingen kombinieren.
Yoga und Lifestyle
Von frühmorgendlichen Events mit DJ-Sets (wahlweise Hip Hop oder Black Metal) bis hin zu abendlichen Yoga-Pool-Parties finden sich gerade in Los Angeles alle möglichen Angebote. So gibt es auch regelmäßig Kurse, die die Übungen mit Pop-Up-Shopping und einem Brunch verbinden. Oder Yogastunden mit anschließendem Kochkurs. Die kulinarischen Programme ergeben noch einigermaßen Sinn – sofern das angebotene Essen gesund ist und sich dem Lebensstil des Yoga anpasst. Und mit Sicherheit gibt es auch einige Leute, die zu Metal-Musik besonders gut entspannen können. Es wird aber noch außergewöhnlicher . . .
Yoga und Rausch
Auf den ersten Blick ganz unpassend für den gesunden Lifestyle sind Kombinationen wie etwa Yoga und Cannabis oder Yoga und Bier – die Kurse finden hier beispielsweise in einer Brauerei statt. Dabei können Teilnehmer vor, während oder nach den Übungen Alkohol oder Gras konsumieren. Auf den zweiten Blick macht dieses Konzept vielleicht ein bisschen Sinn: Marihuana wirkt entspannend, Alkohol lockert viele Menschen auf. Ob auf die Art ein stärkeres Bewusstsein für Körper und Geist geschaffen wird, bleibt fraglich.

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Yoga und Tier
Besonders beliebt ist Yoga mit Tieren. In Los Angeles bietet ein Tier-Adoptions-Zentrum Kurse mit Katzen an. Auf die Art können die Teilnehmer nicht nur Yoga praktizieren, sondern sich nebenbei mit den Tieren anfreunden. Diese können dann anschließend adoptiert werden. Für den Hundefreund gibt es selbstverständlich ähnliche Angebote. Beim “Doga” bringen Teilnehmer den eigenen Vierbeiner zu einer Yogastunde selbst mit. Auch beliebt ist “Goat Yoga” (zu deutsch: Ziegen-Yoga), das auf immer mehr Farmen angeboten wird. Hier laufen lauter Ziegen durch die Reihen, klettern auf die Rücken der Teilnehmer, beschnuppern die Yoga-Posen oder werden einfach nur gestreichelt. Als wenn das nicht schon außergewöhnlich genug wäre, bietet eine Farm in der Nähe von Los Angeles Samstagmorgens neuerdings sogar “Goat Yoga in Pajamas an”. Die Ziegen tragen in dem Fall tatsächlich Schlafanzüge.
Yoga und Harry Potter
Immer mehr wahllose Konzepte erfahren Zuspruch. Mittlerweile gab es in Los Angeles zum Beispiel mehrfach die “Harry Potter Yoga Class”. Harry Potter-Fans konnten hier an einer Yogastunde in einer entsprechend dekorierten Location teilnehmen. Der sprechende Hut verteilte die Ankömmlinge auf die verschiedenen Hogwarts-Häuser, nach dem Kurs gab es das Zauberergetränk “Butterbier”. Viele Teilnehmer kamen in passender Verkleidung.
Furchtbar oder fortschrittlich?
Die hier aufgeführten Kombinationen sind nur ein Bruchteil des verrückten Angebots. Einige Trends haben sogar schon Deutschland erreicht. Eingefleischte Yogis und Yoginis können bei derartigen Kursen wahrscheinlich nur den Kopf schütteln. Denn der Grundgedanke des Yoga geht durch die Zusätze irgendwie verloren. All die Eindrücke lenken vom eigentlichen Sinn ab – davon, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Vielleicht muss die indische Lehre in der heutigen Welt abseits vom traditionellen Ursprung etwas differenzierter betrachtet werden. Moderner Yoga hat sich in vielen Fällen bereits stärker in die Fitness-Richtung und abseits des meditativen Aspekts verschoben. Da sind all die “Yoga und…”-Kurse nur eine nicht weiter verwunderliche Entwicklung in unserer Gesellschaft. Sofern es Menschen glücklich macht und sich auf diesem Weg noch mehr Leute für das Thema begeistern lassen, ist ja eigentlich alles gut. Wem es nicht zusagt, der bleibt einfach bei den Basics: Yoga und Mensch.