Alexander Skarsgard: Der muskulöseste Tarzan aller Zeiten
Lendenschurz, Lianen, Dschungel – und natürlich Jane. Die Welt der Urwaldmenschen Tarzan ist recht minimalistisch. Statt Twitter und Facebook sendet Tarzan seine Nachrichten einfach per Brunftschrei durch den Dschungel: Aaaaah-ahaaaaahaaaaaa-ahaaaaa-ahaaaaaaa! Erfunden hat den legendären Dschungelkönig der amerikanische Autor Edgar Rice Burroughs (1875-1950). Dessen erster Roman „Tarzan bei den Affen” erschien 1912 im amerikanischen Magazin „All-Story” in Fortsetzungen. Die erste Buchausgabe folgte 1914. Seitdem sind bereits mehr als 100 Filme mit dem Dschungel-Helden verfilmt worden. Im neuesten hangelt sich Alexander Skarsgard (True Blood) als Tarzan von Liane zu Liane.
Nicht etwa, dass Sie zuvor ein Schmalhans gewesen wären, aber für die Rolle als Tarzan haben Sie offenbar so ziemlich jeden Muskel in ihrem Körper einzeln trainiert – oder wie bekommt man einen solchen Wahnsinnskörper?
Alexander Skarsgard: Das ganze Training für den Film war mehr als einfach nur ein paar Gewichte zu stemmen und mageres Hähnchen zu essen. Tarzan ist im Grunde seines Herzens ein Tier. Er wuchs im Dschungel auf und hat das Leben dort verinnerlicht, bevor er als erwachsener Mann nach England zurückkehrt und als britischer Lord ein ganz anderes, sehr zivilisiertes Leben lebt. Ich habe mit Hilfe von Yoga und Pilates einzelne Muskelpartien gezielt trainiert. Mir war es wichtig, dass Tarzan, wenn er sich durch den Dschungel schwingt, wie eine Person aussieht, die in so einer Umgebung tatsächlich überleben kann.
Schon in der Vampir-Serie „True Blood“ sind Sie regelmäßig splitternackt zu sehen. Ziehen Sie gerne blank?
Alexander Skarsgard: Es ist nicht so, dass es mir was geben würde nackt vor der Kamera zu agieren, aber wenn es im Drehbuch steht dann mache ich es eben. In Amerika ist es ja schon fast ein Skandal, wenn sich ein Mensch mal nackt zeigt. Man hat manchmal fast das Gefühl nackte Leute seien gefährlicher als Gewalttäter – gemessen an der öffentlichen Diskussion die darum entsteht. In meiner Heimat Schweden geht man mit dem Thema auf jeden Fall sehr viel entspannter um, sicher auch dank der Sauna-Kultur, in der man sich nun mal nackt bewegt.
Schwedens Dauer-„Sexiest Man“
In Ihrer schwedischen Heimat sind Sie seit sechs Jahren, sozusagen im Dauerabonnement, der„Sexiest Man“ des Landes.
Alexander Skarsgard: So was muss man gelassen nehmen. Ich bin nicht Schauspieler geworden, damit sich Frauen an meinem Körper erfreuen können. Aber wenn es so ist, dann nehme ich das gerne als Kompliment an.

Alexander Skarsgard als Urwald-Mensch Tarzan
War die körperliche Fitness die größte Herausforderung der Rolle?
Physisch ja, emotional war es eher der Wunsch, meinen Vater nicht zu enttäuschen. Er ist sein Leben lang ein massiver Tarzan-Fan und wuchs mit Johnny Weissmuller in der ikonischen Rolle auf während der 50er und 60er-Jahre. Er hat damals daheim in Schweden jede Woche Geld gespart, damit er am Wochenende einen Tarzan-Film ehen konnte. Als ich die Rolle bekam, war er viel aufgeregter als ich.
Ihr berühmter Papa Stellan Skarsgård hat Sie letztlich auch zur Schauspielerei inspiriert?
Alexander Skarsgard: Ja, aber eigentlich wollte er mit allen Mitteln verhindern, dass ich auch diesen Beruf ergreife. Sich zu verkleiden, einen Charakter zu spielen und dafür auch noch Geld zu bekommen – das klang für mich als Kind wie wenn man Fasching als Beruf wählt (lacht.)
In Schweden war Skarsgard ein Kinderstar
Sie waren in Schweden bereits ein Kinderstar, wie haben Sie die Zeit erlebt?
Alexander Skarsgard: Ich bin nicht bewusst in die Schauspielerei gegangen um in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Ein Freund meines Papa hat mich zu einer Rolle in einer TV-Serie überredet. Für mich fühlte sich das anfangs eher an wie eine lustige Kostüm-Party, aber als ich dann plötzlich in Jugendmagazinen erschien und viele Fanbriefe bekam, wurde mir das zu viel. Mit 13 beschloss ich daher, der Schauspielerei den Rücken zu kehren. Ich beendete die Schule, ging zum Militär und lebte so meine rebellische Seite aus. In meiner Familie sind alle bekennende Pazifisten. Ich eingeschlossen. Aber ich wollte einfach mal gegen den Strom schwimmen, wie Teenager eben so sind. Später studierte ich noch ein paar Semester Politologie – aber irgendwann merkte ich, dass mir die Schauspielerei und das Theater doch mehr fehlen als gedacht – und ich kehrte schließlich zurück. Mein Bruder Gustav ist mittlerweile auch Schauspieler und will künftig mehr in Los Angeles arbeiten, es ist schön, ihn öfter in der Nähe zu wissen.
Sie sind der älteste von sieben Geschwistern – und damit auch das Vorbild für die anderen?
Alexander Skarsgard: Ich war und bin immer der große Bruder. In der Rolle fühle ich mich auch recht wohl. Die Geschwister fragen mich immer um Rat wenn ihnen mal etwas auf der Seele drückt. Diese Rolle hat früher für mich mein Vater ausgefüllt, wir stehen uns bis heute sehr nahe. Mein Vater ist einer meiner besten Freunde, ich habe ihm so viel zu verdanken. Zum Glück dreht er auch regelmäßig Filme in Los Angeles. Wenn er mich besuchen kommt, sitzen wir nächtelang zusammen und philosophieren über das Leben. Ich liebe diese innigen Momente, wenn wir zusammen kochen und anschließend bei einem guten Glas Wein bis in die Morgenstunden plaudern.
„Ich bin im Grunde heimatlos“
Sie stammen aus Schweden, leben aber seit 12 Jahren in Amerika. Fühlen Sie sich manchmal ein bisschen wie Tarzan, der auch in zwei sehr unterschiedlichen Welten existiert?
Alexander Skarsgard: Ja, ein bisschen ist es so. Amerika ist mein Zuhause, weil ich dort lebe. Und dann auch wieder nicht. Wann immer ich zurück in Stockholm bin, ist das sofort mein gefühltes Zuhause, obwohl ich dort nicht mal mehr ein Appartement habe. Ich bin dort aufgewachsen, habe viele intensive Kindheitserinnerungen, wie ich sie als Erwachsener in Los Angeles oder New York nicht mehr erlebe. Im Grunde bin ich mittlerweile irgendwie heimatlos. Aber das klingt schlimmer als es ist. Ich schaffe mir in Los Angeles immer wieder mein eigenes kleines Schweden. Jedes Jahr veranstalte ich eine Midsommerparty bei der alle um einen großen Tisch sitzen und schwedische Delikatessen wie Hering oder Hackfleischbällchen schlemmen.
Sie sind doch eigentlich Vegetarier, oder?
Alexander Skarsgard: Ja, aber es gibt ja auch viele leckere vegetarische Gerichte. Ich lasse mir da schon immer etwas einfallen. Das ist das Schöne an Los Angeles: man bekommt das ganze Jahre über frisches Obst und Gemüse aus biologischem Anbau.
Kochen können Sie also auch?
Alexander Skarsgard: Das habe ich mir auch bei meinem Vater abgeschaut, er ist ein leidenschaftlicher Hobbykoch. Wenn ich in Schweden bin, kocht mein Vater jeden Tag. Meine Eltern sind geschieden, aber sie wohnen nicht weit voneinander entfernt. Mama kommt dann auch vorbei und auch die anderen Geschwister mit ihren Familien und alle essen zusammen. Ich bin der älteste von acht Geschwistern, da ist einiges los bei uns. Unsere Familie hat bis heute eine ganz enge Bindung zueinander, das finde ich schön. Manchmal fliege ich nur für ein Wochenende nach Hause, weil die Sehnsucht so groß ist.
Im Herzen noch immer Schwede durch und durch
Was vermissen Sie neben der Familie am meisten am schwedischen Lebensstil?
Alexander Skarsgard: Die Heimspiele des Fussbal-Club Hammarby IF aus Stockholm. Ich verfolge im Internet alles was in Schweden passiert. Und natürlich auch was politisch vor sich geht. Ich bin noch immer von ganzem Herzen Schwede.
Wollen Sie irgendwann wieder in Schweden leben?
Alexander Skarsgard: Vielleicht, wenn ich mal Frau und Kinder habe. Das Schulsystem ist dort viel besser als in Amerika. Und der Rest der Familie kann gut als Babysitter einspringen.
Muss Ihre zukünftige Frau eine schwedische Blondine sein?
Alexander Skarsgard: Ich hatte schon blonde und brünette Frauen. Aber auf die Haarfarbe lege ich keinen großen Wert. Ein nettes Lächeln und Humor sind da viel wichtiger.
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