Stephanie und Alessandro aus Frankfurt am Main haben in Los Angeles die „Gelato Lounge Bonaventura“ eröffnet, eine original italienische Eisdiele. Dafür ließen sie ihr Leben in Deutschland hinter sich – und mussten sich in der neuen Heimat einigen Hürden stellen.
„Wir kommen aus Frankfurt am Main. Alessandro hat italienische Wurzeln. Er und ich wollten schon immer nach Amerika auswandern. Los Angeles gefiel uns sehr, weil wir dort schon öfter im Urlaub waren. Nach vielen Jahren haben wir uns dann entschlossen: ‚Komm, wir wagen das jetzt einfach‘! Wir kommen beide aus dem Hotelbereich – Alessandro hat damals Restaurants geleitet und ich habe im Marketing gearbeitet. Aber wir wollten schon immer unser eigenes Geschäft haben. Vor allen Dingen wollten wir etwas Authentisches aufbauen. Deshalb haben wir Alessandros italienischen Background genommen und uns gedacht: ‚Komm wir machen original italienisches Eis, das gibt es nicht in LA‘. So war die Idee geboren und 2011 sind wir dann ausgewandert. Wir haben von Null angefangen – kamen mit fünf Koffern und etwas Erspartem. Nach und nach haben wir uns dann alles selber aufgebaut. Es war ein Schritt zwischen verrückt und mutig. Unsere Freunde in Deutschland haben uns immer gesagt ‚Wieso wollt ihr denn weg? Ihr habt gute, sicheres Jobs, ein großes Haus und schöne Autos‘. Es stimmt schon, aber jeder Auswanderer wird das vielleicht nachvollziehen können, wenn man so einen inneren Ruf der Ferne hat, dann muss man dem irgendwann folgen – sonst wird man in Deutschland auch nicht glücklich. Da nutzt einem dann auch das tolle Auto nichts. Jetzt haben wir zwar kein schönes Auto und kein riesig großes Haus, aber trotzdem sind wir glücklich, weil wir hier unseren Traum leben können und unsere Ideen umsetzen. Mal schauen wo es uns hinbringt. Wir sind noch weiterhin im Ausbau und noch nicht ganz da, wo wir hinwollen.“
Wie lange habt ihr gebraucht, bis ihr das erste Eis verkauft habt?
Es hat relativ lange gedauert, ich glaube es waren knapp neun Monate. Die ersten Monate drehten sich hauptsächlich ums Kontakte knüpfen und eine Location zu finden. Irgendwann haben wir dann unseren Laden in Marina Del Rey gefunden und sofort gesagt ‚Der wird es‘. Wir haben die Eisdiele selber ausgebaut, selbst gestrichen, sogar die Fliesen haben wir selber gelegt, alles eingerichtet und uns hier etabliert. Wir haben gemerkt, dass wenn man aus Europa kommt, hier einem nicht alle Türen offen stehen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat dann doch seine Grenzen. Die Amerikaner sind sehr vorsichtig bei Unternehmensgründern und möchten viele Sicherheiten vorgelegt bekommen. Wir haben ein Investorenvisum das immer begrenzt ist für zwei bis drei Jahre – wir stellen also auch Amerikaner ein und schaffen Jobs. Die ganze Prozedur war nicht einfach, aber ich denke am Ende war es Schicksal und hat alles so sollen sein.
Was war die schwierigste Hürde als ihr ausgewandert seid?
Der Schritt über die Türschwelle in Deutschland. Also quasi alles hinter sich zu lassen. Das war die allerschwerste Hürde. Und dann natürlich die ersten Monate. Aber man wächst an seinen Herausforderungen – auch wenn das abgedroschen klingt, es ist unser Motto. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt und es wäre für uns nie infrage gekommen das Handtuch zu werfen.
Habt ihr auch mal Heimweh?
So schön es in Los Angeles auch ist, manchmal vermisst man seine Familie und die Heimat – einfach über Kopfsteinpflaster durch die Altstadt zum Bäcker zu laufen und das Glockenläuten der Kirchtürme zu hören. Außerdem fehlen einem so manche deutsche Sachen, wie Bratwurst oder gutes Brot, diese ganzen Klassiker. In Europa kann man so viel Reisen und mal schnell rüber nach Italien oder Frankreich und eine komplett andere Kultur genießen. Das hat man hier eher weniger. Ich war seit zwei Jahren nicht in Deutschland, aber unsere Familien besuchen uns regelmäßig. Anfangs waren sie von unserer Idee nicht so begeistert, weil sie uns natürlich vermissen. Aber jetzt finden sie es toll und unterstützen uns voll und ganz.
Wieso seid ihr ausgerechnet nach LA gezogen?
Es ist ein toller Lifestyle – irgendwie europäisch. Mir gefällt, dass LA eine sehr multikulturelle Stadt ist. Außerdem scheint die Sonne das ganze Jahr, war eines der Hauptargumente war, hierher zu kommen. Man hat die Berge in der Nähe und das Meer vor der Tür. In Los Angeles passiert immer was – kein Tag ist ‚vorgeschrieben‘. Du triffst interessante Leute – letzte Woche war zum Beispiel Jimmy Kimmel bei uns im Laden. Es sind so Momente wo man sich denkt ‚Uh wow‘! Aber die ganzen Promis sind ja auch nur Menschen, die mal Lust auf ein leckeres Eis haben. Trotzdem ist es immer ein cooles Gefühl und macht das Leben hier so spannend.
Was hat Jimmy Kimmel bestellt?
Unser Mint-Chocolate Eis.
Waren schon viele Stars in eurer Eisdiele?
Ich höre andauernd von meinen Mitarbeiter, dass wieder irgendjemand da war und ich selber erkenne die meisten gar nicht oder realisiere es in dem Moment nicht. Es sei denn es ist jetzt ein Mega-Promi, wie Jimmy Kimmel.
Wieso verkaufen sie ausgerechnet Eis und nicht Pizza oder ein anderes italienisches Gericht?
Oh wir verkaufen auch Pizza! Allerdings in Eis Form. Der absolute Renner ist aber unser originales Spaghetti-Eis! Es ist ein Klassiker in Deutschland – jedes Kind wächst dort damit auf. Deswegen musste es auch auf unsere Speisenkarte. Es kommen viele Deutsche hierher, nur um mal wieder ein Spaghetti-Eis zu genießen, wie früher zu Hause. Die Amerikaner tasten sich da etwas vorsichtig heran – sie kennen das ja nicht. Ich erkläre dann immer, dass man Vanille-Eis in Spaghetti-Form presst und mit Erdbeersoße verfeinert. Es findet immer mehr Anklang. Wir bieten die unterschiedlichsten Kreationen an, teilweise auch ‚Kalifornisierte‘ zum Beispiel gibt es zur Wal-Saison für die Kinder blaues Schlumpf Eis in Wal Form oder ‚Steak mit Fries‘, heißt Schokoeis als Steak und Vanilleeis in Pommes-Form mit Erdbeersoße statt Ketchup. Das tolle am Eismachen ist, dass man ständig neue Sorten kreieren kann. Es ist ein kreativer Job, der viel Spaß macht.
Wie kommt italienisches Eis bei den Amerikanern an?
Sehr gut. Viele kommen und sagen ‚Das Eis erinnert mich total an meinen Italienurlaub‘ und das ist das beste Kompliment, das man bekommen kann denke ich. Schließlich ist es unser Ziel authentisches Eis zu verkaufen. So etwas zu hören ist sehr motivierend für uns. Wir betreiben ein Familiengeschäft und arbeiten sieben Tage die Woche, 14 Stunden am Tag, was sehr hart ist. Aber wir glauben an unsere Geschäftsidee und arbeiten deshalb hart. Schließlich ist es unser Traum, unser American Dream.
Was ist der Unterschied zwischen Gelato und normalem Eis?
Gelato ist nicht mit Sahne gemacht, sondern überwiegend aus Milch. Außerdem hat es weniger Fett und Zucker als das amerikanische Eis. Gelato kommt besonders gut in LA an, wo die Leute ja eigentlich super gesund leben und im ständig im Fitnesswahn sind. Und die meisten unserer Sorten sind sogar Gluten frei! Das ist ja auch so ein Trend hier. Wir verkaufen auch viel Sorbetto aus lokalen Früchten. Es ist milch- und fett frei und zudem vegan.
Was ist euer Ziel?
Eisdielen überall in Los Angeles zu eröffnen.
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