Mark Wahlberg spricht über aktuelle Themen wie Terrorismus, digitale Kriegsführung und die politische Weltlage an. Im Gespräch mit neuH beschreibt er zudem, wie sehr ihn das alles auch persönlich beschäftigt.
In Ihrem Film „Mile 22” spielten Sie einen Elite-Agenten, der einen Terroranschlag vereiteln muss. Die politische Weltlage ist angespannt – haben Sie auch mal Angst vor Terror?
Oh ja, ich habe Angst. Vor allem um meine Familie. Ich habe vier Kinder, die in dieser verrückten Welt aufwachsen. Man weiß ja nie genau, wann irgendwo wieder ein Verrückter eine Bombe zündet, mit Waffen um sich ballert oder Menschen absticht. Das macht mir schon Angst. Aber ich bringe meinen Kindern auch bei, dass man sich nicht abschrecken lassen darf von dieser Gewalt und dem Hass und sein Leben jeden Tag genießen muss.
Ist „Mile 22“ als neue Action-Filmreihe angedacht?
Ja, wir würden gerne insgesamt drei Filme aus der Reihe in die Kinos bringen. Nach „Mile 22“ dann „Mile 44“. Das, was hinter den Kulissen des CIA und bei den internationalen Geheimdiensten oft abgeht, hat soviel Potential für viele weitere Filme. Traurig eigentlich, aber so ist es nun mal. Durch meine Arbeit mit echten Agenten bei der Vorbereitung habe ich viele interne und geheime Einblicke bekommen, die einen schon mal sehr nachdenklich machen. Die Welt ist voller Bösewichte, die möglichst großen Schaden anrichten wollen. Gut, dass es Menschen gibt, die ihr eigenes Leben riskieren, um uns alle vor diesen Monstern zu schützen.
Es ist lange her, aber Sie waren ja selbst mal ein Bösewicht, vor dem sich Menschen fürchteten. Sie wurden 25 Mal verhaftet, bevor Sie Ihren 18. Geburtstag feierten.
Ich kehre meine Vergangenheit nicht unter den Tisch. Aber ich arbeite hart daran, dass heute nicht mehr die Fehler von früher im Vordergrund stehen, sondern der Mensch und Künstler, der ich jetzt bin. Ich bin wahrlich nicht stolz auf meine kriminelle Vergangenheit, aber es ist manchmal ganz hilfreich, wenn man mich für kriminell gefährdete Jugendliche als Vorbild heranzieht. Als das Paradebeispiel für einen, der von ganz unten kam, im Knast landete und letztlich doch noch die Kurve bekommen hat und etwas aus seinem Leben gemacht hat. Damit habe ich kein Problem. Ich gehe oft selbst raus auf die Straßen, in die rohen Gegenden, um den Kids dort persönlich von meinen Fehlern zu erzählen und sie zu ermutigen, nicht die gleiche Scheiße zu bauen. Ich habe Frieden geschlossen mit meiner Vergangenheit und ich habe für meine Fehler gebüßt. Ich habe vielen Menschen Leid zugefügt damals und das tut mir sehr leid. Ich bin heute ein anderer, besserer Mensch.

Mark Wahlbergs neuer Actionfilm Mile 22.
credit: Universum Film GmbH
Inwiefern?
Ich bin diszipliniert. Und ich mag es, diszipliniert zu sein. Einen entscheidenden Anteil daran hat mein Job als Schauspieler. Ich hatte irgendwann begriffen, dass man in der Gruppe mehr erreicht. Das Filmgeschäft hat mich in gewisser Weise erzogen – die Art von Erziehung, die ich aufgrund meiner Sturheit Zuhause oder in der Schule nie annehmen wollte.
Wie sieht die Erziehung und das familiäre Zusammenleben im Hause Wahlberg heute aus?
Meine Frau und ich erinnern unsere Kinder jeden Tag daran, wie privilegiert sie aufwachsen. Die meisten Mitglieder meiner Familie leben in normalen Mittelklasse-Verhältnissen – wir wollen, dass die Kinder sich selbst und andere nicht über Geld definieren. Sondern Mitmenschen respektieren für das, was sie darstellen. Und wir leiten sie an, etwas für andere zu tun. Meine jüngste Tochter etwa hilft als freiwillige Helferin im Tierheim aus und verkauft selbstgemachte Limonade in der Nachbarschaft um das Heim auch finanziell zu unterstützen. Wir beten auch jeden Tag zusammen – vor den Mahlzeiten und manchmal auch vor dem Schlafengehen. Ich glaube daran, dass Gott über meine Familie und mich wacht. Ich möchte meine Kinder dazu erziehen, dass sie an sich selbst glauben können und Träume verwirklichen wollen. Ich möchte meine Kinder zu guten und verantwortungsvollen Menschen erziehen, die auf andere Rücksicht nehmen. Ansonsten läuft es bei uns genauso chaotisch ab wie bei vielen anderen Familien auch. Ich bin als Vater oft viel zu inkonsequent und verwöhne meine Kleinen immer wieder. Ich sollte eigentlich viel öfter mal Nein sagen. Noch lasse ich mir gerne auf der Nase herumtanzen.
Wenn eines Ihrer Kinder Schauspieler werden will . . .
… dann unterstütze ich es soweit ich kann. Meine Kinder hatten in dem Film „Transformers“ eine ganz kleine Nebenrolle, darauf haben sie bestanden, weil sie die Filmreihe so cool finden. Aber ansonsten haben sie noch keine allzu großen Ambitionen.
Sie haben in Hollywood geschafft, was nicht vielen gelang: Sie haben sich sowohl als Action-Held als auch im Komödien-Genre etabliert. Was macht mehr Spaß: Den harten Macker zu spielen wie in Ihrem neuen Film „Mile 22“ oder den leicht verkorksten Normalo in Filmen wie „Ted“ und „Daddys Home“?
Es war nie mein Antrieb den harten Macker zu geben. Das hat sich einfach so ergeben. Lange Jahre hat man mich in Hollywood entweder in die Kategorie ‘Krimineller’ oder ‚Polizist’ gesteckt. Mittlerweile kann ich mir aussuchen, worauf ich Lust habe. Oder welche Geschichten mir besonders am Herzen liegen. Filme wie über den Bombenanschlag beim Marathon in meiner Heimatstadt Boston etwa. Oder auch die Geschichte einer geheimen Eliteeinheit des CIA, von denen kaum jemand weiß, dass sie existieren. Die aber jeden Tag ihr Leben riskieren und Terroristen ausschalten, bevor sie uns attackieren können. Der Film ‘Mile 22’erzählt von diesen Helden.
Man nennt Sie gerne den am härtesten arbeitenden Mann in Hollywood. Kommt das hin?
Ich arbeite gerne hart. Stillstand ist nicht mein Ding. Bei den meisten meiner Projekte bin ich nicht nur als Schauspieler an Bord, sondern auch als aktiver Produzent. So wie bei „Mile 22“ auch. Das hat den Vorteil, dass man mehr künstlerische Freiheiten und Mitgestaltungsmöglichkeiten hat beim kreativen Prozess. Aber natürlich auch mehr Arbeit.
Neben ihrer Schauspiel-Karriere und der Produktionsfirma betreiben Sie mit Ihren Brüdern und Ihrer Mutter noch die Hamburger-Kette „Wahlburgers“ mit 26 Filialen in den USA, verkaufen Fitness-Wasser und Sportlernahrung und sind neuerdings auch noch Autohändler.
Wenn ich eine Geschäftsmöglichkeit sehe, die mich interessiert, greife ich zu. Ich bin einfach gerne kreativ tätig – und habe einen ganz guten Sinn fürs Geschäft. Manche Leute denken ich sei geldgierig. Damit hat das nichts zu tun. Ich habe genug Geld für den Rest meines Lebens. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, nur noch faul auf einem Sofa zu sitzen und mein Geld zu zählen. Ich brauche Abwechslung im Leben. Ich finde es außerdem wichtig, meinen Kindern vorzuleben, dass man nur mit harter Arbeit etwas auf die Beine stellen kann. Ich bin in eher armen Verhältnissen aufgewachsen und habe nie vergessen wo ich herkomme.
Mit der Familie ein Unternehmen wie „Wahlburgers“ führen – gibt es da auch mal Reibungspunkte?
Es rumpelt auch bei uns mal wie in jeder anderen Familie. Wichtig ist, dass man alle Egos an der Tür abgibt und von vorne herein klare Regeln setzt. Mein Bruder Paul ist der Küchenchef, ich bin verantwortlich für den geschäftlichen Teil. Wir kommen uns da nicht in die Quere und das funktioniert. Wir expandieren übrigens bald auch nach Asien und planen rund 100 Filialen in Europa.
Sie geben gerne den Fitness-Fanatiker, essen Sie da überhaupt Burger?
Ich esse gerne Truthahn-Burger. Ich habe ansonsten schon einen sehr strengen Ernährungsplan. Es gehört zu meinem Job fit zu sein, darum trainiere ich jeden Tag. Ich stehe um 3 Uhr morgens auf, trainiere ein paar Stunden im Fitnessraum. Um 6 Uhr spiele ich eine Runde Golf und später geht es noch mal in den Fitnessraum. Von nichts kommt nichts. Und ich werde schließlich auch nicht jünger (lacht).
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