„Love“ is all you need
“Love“ heißt ist das neueste Projekt von Produzent, Regisseur und Drehbuchautor Judd Apatow. Die Netflix-Serie zeigt die schräge Entwicklung einer Beziehung. Mickey (Gillian Jacobs) und Gus (Paul Rust) sind die Hauptcharaktere. „Es sind zwei Menschen, die zusammen sein wollen, aber noch nicht herausgefunden haben, wie sie das hinkriegen können“ beschreibt Claudia O’Doherty (australische Standup-Comedian, sie spielt Mickeys Mitbewohnerin). Die Schauspielerin Gillian Jacobs schwärmt von der Atmosphäre am Set. Alles laufe wie eine gut geölte Maschine, verrät sie neuH.
Die Drehbuchautoren bauten viele persönliche Erfahrungen in die Geschichte ein

Die Idee zur Serie kommt von Paul Rust (spielte in „Inglorious Basterds“) und seiner Verlobten Lesley Arfin. Beide geben zu, bei einigen Szenen von ihrer eigenen Beziehung inspiriert worden zu sein. Die Zusammenarbeit mit Judd Apatow haben sie sehr genossen. „Bei Judd geht es immer darum möglichst viele Ideen zu entwickeln. Beim Drehbuch schreiben haben wir also immer viele verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen und am Ende überlegt, was uns davon am besten gefällt. Da haben wir ganz schön viele Emails hin und her geschickt“, sagt Rust. Lesley Arfin ist vor allem begeistert, dass Apatow in seinen Projekten immer den „Underdogs“ eine Chance gibt.
Im Interview erzählt Judd Apatow über die neue Serie, die Arbeit mit Netflix und warum er keine Schurken in seine Drehbücher einbaut.
Seit wann sind Sie schon Drehbuchautor und Regisseur?
Seit 13 Jahren. Seitdem hat sich vieles verändert. Als wir „American Campus- reif für die Uni?“ gedreht haben gab es fast keine Single-Camera-Serien. Es war sehr schwierig für mich, weil das in kein vorhandenes Schema gepasst hat. Ich habe quasi das Pendant zu „Independent Movies“ fürs Fernsehen gemacht, aber das wollte damals einfach niemand sehen. Deswegen habe ich in dieser Zeit immer und immer wieder versagt. Heute ist das aber genau das, was alle sehen wollen. Jeder will innovatives Fernsehen. Ich liebe es, dass man einfach mal ein oder zwei Staffeln produzieren kann, ohne jeden Tag die Quoten checken zu müssen. Man kann seine Ideen also einfach mal eine Zeit lang ausschöpfen und vielleicht kriegst du dann noch eine dritte Staffel genehmigt, aber wenn nicht hattest du wenigstens die Chance einige Episoden zu verwirklichen. Es ist einfach sinnvoller das so zu machen und ich denke es ist auch für die Zuschauer besser.
Warum haben Sie sich entschieden an „Love“ mitzuarbeiten?
Paul [Rust] und ich haben an einigen Projekten zusammen gearbeitet, teilweise auch für Netflix. Während wir an einem Drehbuch gearbeitet haben, haben wir mal ein bisschen rumgesponnen und er hat mir erzählt, dass Lesley und er über eine fingierte Version der Dynamik in ihrer Beziehung schreiben wollen. Ich hatte schon immer die Idee für eine TV-Show, in der sich alles sehr langsam entwickelt. Jede einzelne Stufe einer Beziehung sollte sich langsam abspielen. Und auf einmal hatten wir eine richtig gute erste Folge geschrieben. Ich habe das alles gar nicht realisiert, ich dachte ja immer, dass wir nur ein bisschen mit der Idee spielen würden. Aber dann war da dieses starke Drehbuch und ich dachte einfach nur ‚Jetzt müssen wir es wohl veröffentlichen.‘
Was können Sie über den Schreibprozess von „Love“ erzählen. Wie ensteht so eine Folge?
Wir haben sehr früh angefangen. Etwa fünf Monate bevor wir Autoren engagiert hatten, haben Lesley, Paul und ich zusammen mit Brent Forrester an einer groben Fassung der ganzen Staffel gearbeitet. Je länger man sich Zeit nimmt, umso besser kann auch das Ergebnis werden.
Wie würden Sie „Love“ beschreiben?
Es geht um ein sehr interessantes Paar. Man sieht jede einzelne Phase ihrer Beziehung. Es ist ein bisschen wie ein Fernsehpendant zu meinem Film „Beim ersten Mal“ („Knocked Up“). Es geht darum richtig in die Tiefe einer Beziehung einzutauchen. Das Paar um das es geht ist einzigartig und sie haben einfach total viele Probleme, sodass der Zuschauer einfach fühlt, dass es ein steiniger Weg für die beiden wird. Es ist sehr spektakulär, aber auf eine sehr kommunikative Art und Weise.
Was gefällt Ihnen an dem Paar, um das es in der Serie geht, Mickey und Gus, am besten?
Dass sie während der ganzen Serie immer überaschend bleiben. Immer wenn man denkt, dass man einen der Charakter richtig einschätzen kann, zeigen sie auf einmal eine ganz andere Seiten von sich, die sie tief in ihrem Inneren versteckt haben. Gus ist eher ein „Peoplepleaser“, der versucht mit jedem zurechtzukommen, während Mickey eher rebellisch und etwas provokant ist. Vieles was diese Show ausmacht hängt damit zusammen, dass man oft eine andere Seite von sich zeigt, um sich gut mit jemandem zu versehen.
Was unterscheidet diese Serie von anderen?
Anders an dieser Serie ist definitiv das Tempo. Im echten Leben geht man ja manchmal mit jemandem auf ein Date und dann dauert es einen Monat bis man sich weitersieht. Oder man lernt in der Zwischenzeit jemand andern kennen. Genauso ist es auch in der Serie. Wenn Mickey und Gus in einer Folge zusammen ausgehen, kann es trotzdem passieren, dass sie in den nächsten Folgen gar nicht miteinander reden bevor sie sich wiedertreffen. Bis jetzt bin ich von der Idee überzeugt, es ist ziemlich interessant. Und wir haben natürlich tolle Schauspielerinnen und Schauspieler, auch wenn einige von ihnen bis jetzt eher unbekannt sind. Charlyne Yi aus „Beim ersten Mal“ zum Beispiel, oder auch Claudia O’Doherty. Sie hat wirklich einen einzigartigen Humor und spielt Bertie, Mickeys Mibewohnerin. Ich denke von ihr werden wir noch viel hören.
Wie wichtig ist der Humor in der Serie?
Es ist schon lustig, aber wir arbeiten hart daran nicht zu übertreiben und nicht immer auf den nächsten Schenkelklopfer hinzuarbeiten. Wir vertrauen einfach darauf, dass „Love“ auch ohne erzwungene Lacher interessant ist. Einfach nur diese beiden Menschen umeinander herumschleichen zu sehen und zu beobachten, wie sie sich „beschnuppern“ ist wirklich genug. Außerdem kann sich bestimmt jeder gut in die Situation der beiden versetzen, weil wir alle irgendwann mal an diesem Punkt waren, an jemandem interessiert zu sein, ihn gut zu finden und diese Gefühle nicht erwiedert zu bekommen, bis es dann beim anderen auch funkt. Und dann wollen wir vielleicht nicht mehr. Oder jeder weiß, wie sich der erste Streit anfühlt, bei dem man plötzlich herausfindet was den anderen auf die Palme bringt. Es geht einfach darum wie zwei Menschen sich entdecken und wir wollen, dass es möglichst natürlich ist. Die Serie ist einfach warmherzig und bringt einen zum lachen und ist süß und total merkwürdig zur gleichen Zeit. Ich brauche keine Mörder oder große Schurken in meinen Drehbüchern. Ich finde immer, dass der ganz normale Alltag schon aufregend genug ist.
Was ist so spannend daran in dieses Projekt involviert zu sein?
Ich lasse mich von „Love“ einfach total leicht mitreißen, weil ich das Gefühl habe es wirklich zu verstehen. Ich kann einige Probleme dieser Beziehung total gut nachvollziehen. Ich bin an Hindernissen, die sich der Liebe in den Weg stellen interessiert. Außerdem gefällt mir die Idee, eine Show zu haben, in der ich Schauspieler und Schauspielerinnen, die ich lustig finde und Autoren und Regisseure, mit denen ich schon immer mal zusammen arbeiten wollte ins Boot holen kann.
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