Julia Louis-Dreyfus als US-Präsidentin
Während der amerikanische Präsidentschafts-Wahlkampf sich langsam seinem Höhepunkt nähert, und mit Hillary Clinton erstmals eine Frau ins Weiße Haus einziehen möchte, ist dieses Szenario in der TV-Serie „VEEP“ schon seit 2014 Realität. Julia Louis-Dreyfus mimt in der mehrfach preisgekrönten HBO-Serie (läuft in Deutschland auf SKY) die US-Präsidentin Selina Meyer, die auch gerne mal in Fettnäpfen tappt und keiner Peinlichkeit aus dem Weg zu gehen scheint.
Nun geht die Serie bereits in die fünfte Staffel. Die amtierende US-Präsidentin Selina Meyer findet sich darin in einer nahezu aussichtslosen Situation wieder: ihre weitere Zukunft als Präsidentin ist also in höchster Gefahr. Während nun Stabschefin Amy (Anna Chlumsky) und der stellvertretende Sprecher Dan (Reid Scott) in Nevada für eine Stimmen-Nachzählung kämpfen, versucht Selina in Washington „präsidentisch“ zu wirken und ihren Widersacher, den charismatischen Vizepräsidenten Tom James (Hugh Laurie) in Schach zu halten – in gewohnt tollpatschiger Art und Weise.
neuH traf zum Staffelstart Julia Louis-Dreyfus zum Gespräch und erfuhr dabei auch, was sie über die realen Präsidentschafts-Anwärter Donald Trump und Hillary Clinton denkt.
Hillary Clinton will als erste Frau Präsidentin der USA werden. Sie spielen eine Regierungschefin. Ist das aufgrund der aktuellen Lage auch mal eine Belastung?
Ja und nein. Ich bekomme diese Frage in letzter Zeit oft gestellt, nur wird oft vergessen, dass wir mit „Veep“ eine Art Parallelwelt geschaffen haben. Die Realität hat da keine wirkliche Auswirkung auf die Show. Momentan werden halt gerne Vergleiche gezogen und die Show auch mal als Maßstab dafür herangezogen, ob und wie sich eine Frau im Weißen Haus machen würde.
Haben Sie das Gefühl, dass auch der US Präsidentschaftswahlkampf etwa von einer Satire hat?
Der Ursprungsgedanke für Veep war natürlich eine Satire zu produzieren. In letzter Zeit fühlt sich die Serie allerdings mehr wie eine nüchterne Dokumentation an, wenn man betrachtet, wie sich der Wahlkampf gestaltet. Ja, das hat definitiv etwas von Realsatire.
Finden Sie persönlich die Medien-Sensation Trump lustiger als eine Selina Meyer?
Manche Dinge, die Trump und seine gesamte Kampagne vom Stapel lassen, könnten wir nicht besser erfinden für unsere Satire. Wir haben vieles in die Drehbücher geschrieben, wo der Sender sagte: Das geht zu weit. Aber bei Trump ist alles möglich.
Halten Sie sich über politische Themen auf dem Laufenden?

Als Selina Meyer in „Veep“.
Ja ich halte mich auf dem Laufenden. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich es tun müsste für die Rolle, aber ich tue es trotzdem aus Eigeninteresse. Mal abgesehen von dem aktuellen politischen Klima gibt es ja auch ansonsten zahlreiche andere Brennpunkte. Seit ich vor vier Jahren mit Veep begonnen habe, lernte ich definitiv einiges über das politische Verhalten unserer Volksvertreter. Das ist eine ganz eigene Spezies.
Haben Sie schon mal mit Hilary Clinton reden und ihr Ratschläge geben können?
Ich, Julia? Sie braucht meinen Rat ganz sicher nicht.
Aber Sie haben den Vizepräsidenten Joe Biden kennengelernt, wie war das?
Sehr aufregend. Er ist ein wirklich netter und aufrichtiger Mann. Es war eine inspirierende Begegnung. Ich habe mit ihm und auch mit Al Gore über die Rolle des Vizepräsidenten geredet und beide haben im Grunde dasselbe gesagt. Befürwortung, Stärke und Macht des Vizepräsidenten hängen eng an der Beziehung zwischen Präsident und Vizepräsident. Beide erzählten mir auch davon, wie hart sie an eben dieser Beziehung gearbeitet haben.
Haben Ihr Charakter Selina und Hillary Clinton irgendwelche Gemeinsamkeiten?
Ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll. Was sie gemein haben: sie sind Frauen. Was sie nicht gemein habe: ihre Kompetenz. Hillary ist höchst kompetent und Selina absolut inkompetent.
Clintons eMail Skandal – etwas Ähnliches passierte auch Selina. Kein Zufall, oder?
Richtig, aber das ist ein Beispiel, bei dem das Leben die Kunst imitierte. Wir haben die Folge lange bevor dem eMail-Skandal geschrieben. Das scheint uns öfter zu passieren.
Viele Leute wollen mehr Frauen in der Politik sehen. Was machen Politikerinnen anders?
Ich glaube es wäre anders, solange die Frau nicht Selina Meyers ist (lacht). Ich bin ein großer Befürworter für mehr Frauen in der Regierung, gerade in den USA. Ich glaube jeder würde davon profitieren.
Wie hat sich Ihre Rolle in den vergangenen vier Staffeln verändert?
Mein Charakter war zuerst Vizepräsidentin und wurde dann plötzlich Präsidentin. Das Schöne an der Rolle ist: irgendetwas entgeht ihr immer. Das ist es, was so Spaß macht. In diesen komplexen politischen Bereichen versteckt sich reichlich Potential für Komödie. Die aktuelle politische Situation in Amerika und im Rest der Welt ist sehr verrückt, aber im Grunde war sie das schon immer: wir hatten die Watergate-Affäre, Vietnam. Die wilden Momente in der politischen Geschichte kommen und gehen.
Hugh Laurie, der ehemalige Dr. House, kehrt in der fünften Staffel zurück. Wie ist es mit ihm zu arbeiten.
Ein Traum. Er ist ein großartiger Schauspieler und ausgezeichneter Improvisator. Er ist bekannt für seine Rollen in Dramen, aber seine Begabung für Improvisation und Komik würde viele überraschen.
Wie wichtig ist es für Veep, dass der Erfinder der Serie, Armando Iannucci, kein gebürtiger Amerikaner ist?
Nur er hat Veep erschaffen können. Die Serie trägt seine Handschrift, als Brite hat er einen ganz eigenen Blick auf die politischen Geschehnisse in Amerika.
Finden Sie es schwierig eine Politikerin zu spielen?
Nicht schwierig, spannend. Wir hatten Episoden, die mit den typischen Klischees spielen. Einmal hat sich Selina die Haare kurz geschnitten, dafür bekamen wir sehr viel öffentlichen Gegenwind. Also wäre das etwas, wofür sich eine Politikerin rechtfertigen müsste. Auch das Thema Abtreibung wurde behandelt. Sie hat eine klare Meinung, darf die aber nicht immer ausdrücken, obwohl sie als Frau dieses Recht haben sollte. Es gibt auch Szene in der Serie wo ein Berater ihr sagt, sie solle ihre Rede mit “Als Frau glaube ich…” beginnen. Sie wollte das nicht, weil sie denkt, viele Männern hassen Frauen in starken Führungsrollen. Und ich glaube, da steckt ein wenig Wahrheit dahinter. Selina ist eine Witzfigur und eine Narzisstin, aber sie ist meine Witzfigur und meine Narzisstin und ich versuche eine Art Sympathie mit ins Spiel zu bringen. Auf eine komische Art und Weise ertappe ich mich immer wieder dabei, mich auf ihre Seite zu stellen.
Glauben Sie Politikerinnen versuchen ihre Weiblichkeit bewusst zu unterdrücken?
Es gibt fälschlicherweise oft eine Wahrnehmung, dass Frauen störend sind. Diese Sicht zu verzerren ist spannend, denn Frausein ist ein Geschenk.
Schauen Sie sich auch andere Serien mit politischem Hintergund an, „House of Cards“ etwa?
Ehrlich gesagt nein. In meiner Freizeit schaue ich mir gerne andere Sachen im Fernsehen an, um Abwechslung zu haben.
Gibt es Parallelen zwischen der Politik und Hollywood?
Sie ähneln sich. Es geht immer um das sich verkaufen, eine Marke verkaufen. Relevant bleiben. Man ist immer nur so gut wie sein letztes „was auch immer“.
Die neuen Folgen der US Erfolgsserie „Veep – Die Vizepräsidentin laufen ab dem 29. Juni jeden Mittwoch ab 21.00 Uhr. auf Sky Atlantic HD. Die vorherigen vier Staffeln von „Veep – Die Vizepräsidentin“ sind ab 5. Juni immer sonntags ab 15.00 Uhr noch einmal in einer Marathonprogrammierung zu sehen.
Comments