Giorgio Moroder: Der „Godfather of Dance Music“
Der Südtiroler Giorgio Moroder schrieb Hits für Blondie („Call Me“), Donna Summer („I Feel Love“) sowie die Soundtracks zu Filmen wie Top Gun („Take My Breathe Away“) und Flashdance („Flashdance/What A Feeling“). Er arbeitete mit Größen wie Elton John, David Bowie, Barbra Streisand und den Eurythmics. Moroder gewann im Laufe seiner Karriere vier Grammys und drei Oscars für die beste Filmmusik. Man nennt Giorgio Moroder im Musikgeschäft ehrfürchtig den „Godfather of Dance Music“. Trotz seiner 76 Jahre verspürt Moroder keine Lust einen Gang zurück zu schalten – im Gegenteil, er legt sogar noch eine Schippe drauf und beschreitet sogar noch ihm bislang unbekannte Wege.
Sie sind seit rund 50 Jahren sehr erfolgreich im Musikgeschäft aktiv und haben erst kürzlich ein neues Album veröffentlicht. Wie produzieren Sie Musik heute im Vergleich zu früher?
Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Früher war es sehr aufwändig, ein Album zu produzieren. Mit Donna Summer etwa saß ich wochenlang im Studio um Songs einzuspielen. Heute ist das gar nicht mehr nötig. Die moderne Technik macht es möglich, dass sich Zuhause jeder ein kleines Aufnahmestudio einrichten kann. Man bespricht sich am Telefon. Oder schickt eMails mit den Demobändern und den fertigen Aufnahmen hin und her – fertig. Mit Künstlern wie Britney Spears oder Kyle Minogue, die auf meinem Album zu hören sind, habe ich gar nicht im Studio persönlich zusammen gearbeitet. Die sind sehr beschäftigt, aber es geht ja auch so.

Mit 76 Jahren am Pult: Giorgio Moroder als DJ
Sie sind 76 Jahre alt und treten neuerdings auch als gefragter DJ auf?
Es gibt keine Altersbeschränkung in der Musik. Die Digitalisierung ermöglichte es mir, mich auch mit über 70 noch mal neu zu erfinden. Ich bin seit einigen Jahren als DJ aktiv und lege vor Tausenden von Menschen auf. Ich liebe das. Es war anfangs natürlich eine neue Erfahrung für mich, aber dieses Live-Erlebnis, wenn man als One-Man-Show auf der Bühne steht und die alleinige Kontrolle darüber hat, was man spielt, ist einfach toll. Man muss sich nicht darum kümmern, zig Instrumente und Musiker aufeinander abzustimmen. Ich steuere das alles nur mit den Fingern.
Kritiker bezeichnen Synthesizer als leblose Musik-Maschinen . . .
. . . das haben auch die Beatles damals gedacht – aber das stimmt ja so nicht. Es ist ja am Ende der Musiker der dem Gerät Kreativität und damit Leben einhaucht. Nur wer ein musikalisches Gespür hat, kann letztlich auch gute Musik komponieren. Darum ermutige ich die jungen Leute immer wieder, ein Instrument zu erlernen. Denn nur dann hat man auch die nötige Basis geschaffen, um etwa mit Synthesizern arbeiten zu können.
Sie werden in der Branche ehrfürchtig der “Dance-Music-Godfather” genannt, weil Ihre ersten Synthesizer-Sounds aus den 1970er-Jahren bis heute Einfluss haben sollen auf die moderne Dance-Music. Sehen Sie das auch so?
Wir haben damals mit dem Song „I Feel Love“ von Donna Summer schon Maßstäbe gesetzt. Das was die DJs wie David Guetta heute spielen, ist letztlich inspiriert von „I Feel Love“. Die Sounds, die wir damals schufen, sind tatsächlich vielfach noch gegenwärtig. Es geht ja fast gar nichts mehr ohne Synthesizer in der modernen Musik. Als der legendäre Brian Eno dem David Bowie mal meine Songs vorspielte und zu ihm sagte „Hör gut hin, das ist der Sound der Zukunft“, da wusste ich, dass wir etwas Gutes geschaffen hatten.
Was glauben Sie, wo geht die Reise hin im Musikgeschäft?
Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Vor allem im Musikgeschäft ist das nicht ganz so einfach vorauszusagen. Viele dachten ja beispielsweise es würde immer schwieriger werden für tiefgründige Künstler ihre Songs zu verkaufen – und dann kommt eine Künstlerin wie Adele daher und beweist uns das Gegenteil. Sie verkauft Platten wie verrückt. Es scheint, als hätten talentierte Musiker in der Zukunft mit Hilfe des Internet noch größere Chancen ihre Arbeit einer breiten Masse zugänglich zu machen. Es gibt schon heute so viele Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen, vor allem mit Hilfe der sozialen Netzwerke, mit Kanälen wie Youtube und auch iTunes. Apple Music versucht jungen Künstlern eine Plattform zu geben, da passiert eine Menge. Ich denke, es wird eine spannende Zukunft werden für die Musik.
Sie sind angeblich ein Auto-Narr, haben sich mit dem “Cizeta Moroder” sogar mal ein eigenes Modell bauen lassen?
Ich denke jeder Mann hat ein Faible für Autos. Ich habe immer gerne schnelle Autos gefahren. Ein Freund hat mich damals gefragt, ob ich Interesse hätte, in ein Auto zu investieren. Das fand ich natürlich spannend. Und so haben wir schon in den frühen 90ern ein Auto mit 16 Zylindern gebaut und nannten ihn Cizeta Moroder. Ein tolles Auto. Den Prototyp habe ich noch.
Welchen unerfüllten Traum haben Sie noch in Ihrer musikalischen Karriere?
Ich möchte gerne ein Musical komponieren, das ist mein Traum. Ich habe schon ein paar Ideen und angefangen sie umzusetzen. Aber das ist noch ein langer Weg.
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