Starke Frauen sind ein Schlüssel für den Erfolg von Game of Thrones
Gibt man in Internet-Suchmaschinen den Begriff “The Women of Game of Thrones” ein, dann tragen ein Großteil der Suchergebnisse Zusatzverben wie “sexy”, “hot” (heiß), “badass” (knallhart) oder “powerful” (mächtig). Das ist wenig verwunderlich, denn es sind zum großen Teil die weiblichen Hauptakteure von Game of Thrones die den massiven Erfolg der Serie ausmachen. Die Produzenten bedienen sich oft und gerne einer alten Weisheit, die auch beim Fernsehen zieht: „Sex Sells“.
Nacktheit, Brutalität, spritzendes Blut
Wer Hauptdarstellerin bei Game of Thrones sein will, muss zwei Dinge akzeptieren: man kann jederzeit den plötzlichen Serientod sterben. Und man muss hier und da vor der Kamera komplett die Hüllen fallen lassen. Nacktheit ist ein ebenso gewichtiger Teil der Serie „Game of Thrones“ – die auf der Roman-Vorlage “A Song of Ice and Fire” von George R. R. Martin basiert – wie ungezügelte Brutalität und spritzendes Blut. Doch was die weiblichen Rollen bei Game of Thrones letztlich so außergewöhnlich macht sind keinesfalls nur die nackten Brüste und die bildlichen Sexszenen.
Frauen nicht als Opfer
Zwar wurden die Frauen im Erzählstrang während der bisherigen Staffeln immer wieder auch als Opfer einer von Männern dominierten Welt des Hochadels in der fiktiven Welt der Kontinente Westeros und Essos dargestellt. Aber eben nicht als solche Opfer, die an ihren Peinigern zerbrechen. Stattdessen lernen sie Lektionen, durchschauen die Spiele der Macht und der Männer und werden schließlich selbst zu mächtigen Figuren im ewig währenden Kampf um den „eisernen Thron“. Diese starken Frauenfiguren sind eine Klasse für sich selbst. Wer sich mit ihnen anlegt, überlebt meist nicht lange im Reich von „Game of Thrones“.
Nacktheit und Gewalt gehören dazu
Normalerweise sträuben sich Schauspielerinnen mit Händen und Füßen dagegen, für eine Rolle komplett blank zu ziehen. Wohlwissend, dass die Bilder auf ewig durch irgendwelche bizarren Sex-Foren im Internet geistern und man wie bei einer Fleischbeschauung eingeordnet wird in skurrile Listen der „Sexiest Women“. Bei „Game of Thrones“ ist das anders. Da verteidigen Hauptdarstellerinnen wie Emilia Clarke nicht nur die Nacktszenen, sondern sogar die oftmals äußerst brutale Gewalt, der die Frauen in dem Fantasie-Reich ausgesetzt sind, das dem europäischen Mittelalter ähnelt.

Emilia Clarke als selbsternannte Königin Daenerys Targaryen.
Nicht politisieren
Emilia Clarke – in der Serie ist sie als selbsternannte Königin Daenerys Targaryen scharf auf den „eisernen Thron“ – sieht wenig Grund zur Aufregung: „Obwohl wir letztlich eine fiktive Geschichte erzählen, sind viele der dargestellten Gewaltszenen gegen Frauen auch in der realen Welt leider an der Tagesordnung. Man könnte die Serie natürlich politisieren wenn man wollte, aber ich denke wir sind besser dran, wenn man das alles weniger ernst nimmt. Wir rufen weder zur Gewalt gegen Frauen auf noch eignet sich eine fiktive Geschichte dieser Art dazu ein gesellschaftliche Statement abzugeben. Außer vielleicht jenes, dass Frauen durchaus auch stark sein können“.

Gwendoline Christie, die Darstellerin der burschikosen Ritterin “Brienne of Tarth”.
Starke Frauenpersönlichkeiten
Gwendoline Christie, die Darstellerin der burschikosen Ritterin “Brienne of Tarth”, schlägt in die gleiche Kerbe: “Ich bin eine große Verfechterin von Gleichstellung und Frauenpower. Aber was wir in der Serie darstellen, ist angelehnt an die Epoche des Mittelalters. Und während dieser Zeit wurden Frauen nun mal entsetzlich behandelt. Männer auch. Menschen im Allgemeinen. Was ‚Game of Thrones’ so außergewöhnlich macht ist die Tatsache, dass die Serie starke Frauenpersönlichkeiten in den Mittelpunkt stellt, wie es bislang selten der Fall war im Fernsehen. Und das finde ich phantastisch.”

Sophie Turner spielt Sansa, die älteste der Stark-Töchter.
Was man von den Frauen von GOT lernen kann
Die Frauenpower in „Game of Throns“ hat mittlerweile auch auf gesellschaftlicher Ebene eine äußerst interessante Stufe erreicht. Zahlreiche Internet-Foren, Karriereplattformen und Frauenmagazine greifen das Thema auf. Die Business-Kontaktseite „LinkedIn“ titelt etwa: „Was Sie von ‚Game of Thrones’ für die eigene Karriere lernen können“. Ein Frauenjournal glaubt zu wissen, „Was die moderne Frau von Daenerys Targaryen lernen kann“. Figuren wie Daenerys Targaryen werden als Ikone für die moderne Frau im 21. Jahrhundert gepriesen, weil sie „zeigt wie man alle Hürden meisten kann, die ihr eine von Männern dominierte Welt in den Weg stellt.“ Die Botschaft: „Eine wie Daenerys weiß eben, wie man Mehrheiten, Respekt und Sympathien gewinnt“, beschreibt ein Forum die Fantasie-Figur als Vorbild für real existierende Frauen.
GOT als Karrieresprungbrett
Die Schauspielerinnen selbst zeigen sich wohl zu recht etwas befremdet ob derartig extremer Einflüsse ihrer fiktiven Charaktere auf den Zeitgeist. Sie sind weit mehr interessiert an der künstlerischen Bewertung ihrer Arbeit. Die Präsentation starker femininer Persönlichkeiten in „Game of Thrones“ – die Serie ist zwar eine amerikanische Produktion, wird aber weitgehend in Europa gedreht – ist auch den Filmemachern in Hollywood nicht entgangen. Der große Erfolg der Serie weltweit – sie läuft in über 80 Ländern – ist demnach auch vor allem für die britischen Darstellerinnen zu einem Karrieresprungbrett geworden. Allen voran Emilia Clarke.
Emilia Clarke: von der Kellnerin zum Star
Noch vor gut fünf Jahren musste sie sich mit Gelegenheitsjobs als Kellnerin in einem Londoner Pub über Wasser halten, während sie an der Drama Centre School in der englischen Hauptstadt Schauspiel studierte. Sie wurde quasi von der Schulbank weg für „Game of Thrones“ engagiert – und seitdem gleicht das Leben der 29-jährigen aus der Grafschaft Berkshire einem Wirbelwind. „Ich hatte mich auf eine lange Durststrecke eingestellt, doch dann kam alles anders. ‚Game of Throns’ hat mir so viele Türen geöffnet“, sagt Clarke. Und das ist nicht untertrieben: Sie drehte mit Jude Law „Dom Hemingway“ und verkörperte die Sarah Connor in „Terminator Genisys“ an der Seite von Arnold Schwarzenegger. Auch Woody Allen soll bereits ein Auge auf Clarke geworfen haben als mögliche neue Muse. Die Hauptrolle in „Fifty Shades of Grey“ lehnte Clarke hingegen ab, „ich spiele liebe starke Frauen, die die Kontrolle haben“, sagt sie.

Lena Headey als Königin-Mutter Cersei Lannister.
Hollywood liebt die Frauen von GOT
Lena Headey, als Königin-Mutter Cersei Lannister spielt sie wohl einen der meist gehassten Charaktere in „Games of Thrones“, hat bereits vor dem GOT-Engagement Hollywood-Luft geschnuppert in Produktionen wie „Brothers Grimm“, „300“ oder als Sarah Connor in der kurzlebigen TV-Serie „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“. Sophie Turner hingegen – sie spielt Sansa, die älteste der Stark-Töchter – punktete groß, nachdem sie eine Rolle in Bryan Singers „X-Men: Apocalypse“ an der Seite von Jennifer Lawrence und Michael Fassbender ergatterte. Rose Leslie – die rothaarige Ygritte liebte sowohl Kit Harrington als auch dessen GOT-Figur Jon Snow – zog nach ihrem Serientod ebenfalls Richtung Hollywood und drehte mit Vin Diesel („The Last Witch Hunter“) sowie mit Kate Mara und Paul Giamatti („Morgan“).
Auch eine Deutsche als GOT-Star
Gwendoline Christie wird in ihrer Rolle als „Brienne of Tarth“ oft belächelt, doch Christie gehört neben Clarke und Dormer zu den größten Karriere-Gewinnern der weiblichen GOT-Stars. Das ehemalige Model landete Rollen in „Hunges Games“ und als Captain Phasma in „Stars Wars: Episode VII – The Force Awakens“ und „Episode VIII“. Die deutsche Schauspielerin Sibel Kekilli, bis 2014 in vier Staffeln dabei als Prostituierte Shae, landete bereits vor „Game of Thrones“ die Rolle als Tatort-Kommissarin Sarah Brandt – und zeigt, zumindest bislang, noch kein Interesse an einer Hollywood-Karriere.

Natalie Dormer spielt in der Serie die machthungrige Margaery Tyrell.
Gerne weiter komplexe Frauenrollen
Auch für Emilia Clarke’s Landsfrau Natalie Dormer – in der Serie seit der zweiten Staffel dabei als machthungrige Margaery Tyrell – machte sich die Rolle in “Game of Throns” bezahlt. Sie ergatterte Hollywood-Engagements in Ron Howards “Rush” als Geliebte von Chris Hemsworth alias James Hunt und als kämpferische Cressida in beiden Teilen von “Hunger Games: Mockingjay”. Mit einer Doppelrolle in dem Psycho-Thriller “The Forest” traute man Dormer als Hauptdarstellerin erstmals zu einen Film allein zu tragen. Wie Clarke auch möchte Dormer den mit “Game of Thrones” eingeschlagenen Weg fortführen und komplexe Frauen verkörpern in ihren Filmen. “Ich möchte in erster Linie Frauen darstellen, die glaubwürdig sind. Das bedeutet nicht immer, dass sie Heldinnen sein müssen. Oftmals verstecken sich Frauen hinter einer Fassade – und ich möchte den Menschen dahinter zeigen“, sagt Dormer.
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