Carrie Fisher holte obdachlose Alkoholikerin aus der Gosse
Der Tod von Schauspielerin Carrie Fisher Ende Dezember hat viele „Star Wars“-Fans weltweit betroffen gemacht. Für die Autorin und Comedienne Mara Shapshay aus Los Angeles war das überraschende Ableben der Darstellerin der Prinzessin Leia in den frühen „Star Wars“-Filmen ein persönlicher Schlag. „Carrie hat mir das Leben gerettet“, sagt Mara.

Mara Shapshay bei einer „Star Wars“-Messe, zu der sie ihre Freundin Carrie Fisher begleitete. Foto: Mara Shapshay privat
Mara lebte im Auto, als sie Carrie traf
Vor zwölf Jahren kreuzten sich die Wege von Carrie Fisher und Mara erstmals – bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker in einer Kirche nahe dem Sunset Boulevard in Hollywood. „Ich war neu in der Runde und als ich sie sah, erkannte ich sofort wer sie war: sie hatte schließlich eines der berühmtesten Gesichter der Welt.“ Die einstige Alkoholsucht verband die beiden in diesem Moment – ansonsten trennte sie Welten. „Ich war damals obdachlos, lebte in meinem Auto und war am Tiefpunkt meines Lebens angekommen. Ich roch nach Schweiß und Zigaretten,“ sagt Mara.
In einer Pause des AA-Meetings nahm Mara allen Mut zusammen und sprach Fisher an: „Ich hoffe du denkst nicht, dass ich eine Stalkerin bin. Aber ich verehre dich“. Mara kamen Zweifel: „Sie guckte mich an und ich begann sofort zu zweifeln ob es richtig war sie anzusprechen. Warum sollte ein Filmstar mit mir sprechen wollen?“ Es waren Selbstzweifel wie diese, die Mara tiefer und tiefer rutschen ließen im sozialen Gefüge.
Der tiefe Fall – wegen eines schwulen Ehemannes
Maras Schicksal ist eine ganz besondere Tragikgeschichte: „Ich war mal ganz oben. Habe einen Studienabschluss, lebte mit meinem Mann in einem schicken Townhouse in Pasadena und arbeitete für Barry Diller, einen der reichsten Männer des Landes und Ehemann der Modeschöpferin Diane von Fürstenberg. Am Ende stellte sich heraus, dass mein Mann schwul war. Ich ertränkte meinen Frust im Alkohol, versuchte es mit Rehab, verlor schließlich meinen Job, wurde von meinem Mann aus dem Haus geworfen, hatte keinen Zugang mehr zu unserem gemeinsamen Bankkonto und lebte fortan also in meinem Toyota Camry.“
„Zieh bei mir ein“
Mitten in diesem Dilemma traf Mara dann auf Carrie Fisher. „Sie sah, dass meine Hände zitterten, steckte mir eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Dann legte sie ihre Hand behutsam auf meine Schulter und versuchte mich zu trösten“, erinnert sich Mara an die ersten Momente mit Carrie. „Warum helfen dir deine Eltern nicht“, fragte sie. „Weil ich nicht die Tochter bin, die sie sich gewünscht haben“, antwortete Mara. Das war alles, was es an Konversation brauchte, bis Carrie Fisher mit nur einem einigen Satz das Leben von Mara Shapshay verändern sollte: „Zieh bei mir ein“.

Mara (vorne links) und Carrie Fisher (hinten rechts) bei einer Party mit Freunden. Foto: Mara Shapshay privat
Mit Eiscreme gegen den Frust
Carrie Fisher meinte es ernst und gab Mara ihre Adresse. „Am nächsten Tag fuhr ich zu ihrem Haus und Carrie quartierte mich in ihrem Gästehaus ein. Erst später lernte ich, dass John Lennons Sohn Sean vor mir das kleine Appartement bewohnt hatte. Ebenso wie James Blunt und andere berühmte Leute. Carrie blickte in meine traurigen und erschöpften Augen und wusste, wie sie mich aufpäppeln konnte: sie fütterte mich mit Eiscreme. Dann forderte sie mich auf ihr in ihr Schlafzimmer zu folgen. Wir setzten uns ins Bett, aßen Eiscreme, rauchten Kette und guckten Casablanca auf dem riesigen Fernsehen. Wir verbrachten später noch viele Abende auf diese Weise“.
Zwei Vibratoren namens „Light Sabers“
Die beiden Frauen erkannten mehr und mehr, wie viel sie tatsächlich gemeinsam hatten: „Wir waren beide Drogen- und Alkoholabhängig und heirateten unwissentlich schwule Männer. Ich war furchtbar getroffen von diesem Betrug. Carrie verstand nur zu gut, was ich durchlebte. Wir hatte massiven Männerfrust. Carrie würde es mir sicher nicht übel nehmen wenn ich verrate, dass wir uns schließlich zwei gleiche Vibratoren gekauft haben, sie nannte sie Light Sabers.“
„Ohne Carrie hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.“
In den AA-Meetings wird immer wieder die Wichtigkeit betont, einem anderen Alkoholiker zu helfen trocken zu bleiben und wieder in die Spur zu kommen. „Carrie hat diesen Anspruch sehr ernst genommen. Und darüber hinaus hatte sie einfach ein großes Herz für seltsame Typen und jene, die ihren Platz nicht finden konnten im Leben. Und ich war einer dieser Menschen. Sie ließ mich bei sich wohnen, päppelte mich wieder auf und half mir, wieder ein eigenständiges Leben aufbauen zu können“, sagt Mara. „Ohne Carrie hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.“
Mit Stand-up-Comedy zurück ins Leben
Mara lebte und arbeitete viele Jahre für und mit Prominenten, stand immer im Schatten – und erkannte schließlich, dass es an der Zeit war, selbst einmal im Licht zu stehen. „In 2008 war es Carrie die mich ermutigte, es mal mit Stand-up-Comedy zu versuchen – und heute ist das neben dem Schreiben, mein Hauptjob. Nach sechs Monaten als Hausgast bei Carrie Fisher konnte ich mir eine eigene Wohnung leisten und ich habe sogar wieder geheiratet – diesmal einen heterosexuellen Mann. Ich bin zurück im Leben. Danke Carrie Fisher“.
Ab dem 17. Februar tritt Mara mit ihrem Programm „A Tribute to Carrie Fisher“ in der Radford Hall Variety Show auf. Mehr Infos über Mara gibt es auf ihrer Webseite http://marashapshay.com
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