Blind zum Machu Picchu
Über einen Zeitraum von 20 Jahren hat Daniel Berlin langsam aber stetig sein Augenlicht verloren. Er leidet unter einer Zapfen-Stäbchen-Dystrophie, einer seltenen Krankheit. Er hatte mit den neuen Umständen seiner Lebenssituation zu kämpfen, aber er weigerte sich, im Selbstmitleid zu versinken. Stattdessen entwickelte er eine Philosophie, wie er sein Leben künftig meistern wollte. Und eines seiner Ziel war es, trotz seiner Blindheit, ein Marathonläufer zu werden.

Die Inka-Ruinenstadt Machu Picchu in Peru liegt auf 2.400 Metern Höhe
42 Kilometer hinauf auf 2.400 Meter Höhe – ohne Augenlicht
Nachdem er seine Marathons absolviert hatte, suchte Dan nach neuen Herausforderungen. Sein ziemlich ehrgeiziges Ziel: als erster blinder Läufer den Inka-Trail zum historischen Machu Picchu in Peru bezwingen. Er stellte sich ein Team von Helfern zusammen, die er „Team See Possibilities“ nannte. Charles Scott, Alison Qualter Berna und Brad Graff wurden seine Begleiter auf einem Abenteuer, dass in dieser Form einzigartig ist. Man entwickelte sehr spezielle Techniken, um den blinden Dan sicher über den Trail zu lotsen. Knapp 42 Kilometer galt es für Dan und sein Team zu überwinden in einer Höhenlage von 2.400 Metern.
Im Oktober war es schließlich soweit: Dan und seine Mitstreiter machten sich auf, Geschichte zu schreiben. Normalerweise brauchen Wanderer vier Tage für die Strecke hinauf zum Machu PIcchu, einer gut erhaltenden Ruinenstadt der Inkas aus dem 15. Jahrhundert. Dans ehrgeiziges Ziel: die 42 Kilometer Nonstop durchzulaufen. Ein Vorhaben, dass enorme körperliche wie psychische Stärke erfordert.
Eine besondere spirituelle Erfahrung
Um 4.30 Uhr morgens machte sich die Truppe auf. Sie wussten: erreichen sie den letzten Checkpoint nicht vor 16 Uhr am Nachmittag, würden sie gezwungen sein, eine Übernachtung einzulegen. Nur knapp zehn Kilometer vor dem Ziel. Sie erreichten den Checkpoint um 15.58 Uhr – und durften die restlichen Kilometer zum Machu Picchu antreten, wo sie pünktlich zum Sonnenuntergang um 18 Uhr eintrafen. „Das war eine sehr intensive und spirituelle Erfahrung für uns alle, ich könnte nicht glücklicher sein. Man kann alles schaffen, wenn man den Willen entsprechend trainiert“, sagt Dan Berlin über seine einzigartige Errungenschaft.