„Der Weltraum – unendliche Weiten… Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise…“ Genau 50 Jahre war es am 8. September 2016 her, dass die TV Serie „STAR TREK: Raumschiff Enterprise“zum ersten Mal in amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde und bis heute Fans weltweit in seinen Bann zieht. Das ganze Jubiläumsjahr über können sich Filmfans auf einige Überraschungen aus dem Star Trek Universum freuen.

Andreas Renner (r.) mit Leonard Nimoy in dessen Atelier in seinem Zuhause in Bel Air.
Zuhause bei Mr. Spock
Mein ganz persönliches Star Trek-Erlebnis hatte ich hier in Hollywood. Zweimal durfte ich Leonard Nimoy zu Lebzeiten in seinem Haus im schicken Promi-Wohnviertel Bel Air zum Interview besuchen. Nimoys wichtigste Bedingung: „Wir sprechen aber nicht über Star Trek!“ Fast schien es, als habe der studierte Schauspieler eine Art Hassliebe entwickelt gegenüber jener Serie, die ihn für den Rest seines Lebens berühmt machte. Gerade mal 79 Folgen von „Raumschiff Enterprise“ brauchte es zwischen 1966 und 1969, um Nimoy als „Mr. Spock“ in der Serie unsterblich werden zu lassen.
Fotografie statt Reisen ins Weltall
Kaum jemand wird wohl eine der 133 anderen Film- und Fernsehrollen aufzählen können, in denen Nimoy mitwirkte – und das frustrierte ihn. Er war gebrandmarkt, die Rolle des Mr. Spock hing ihm wie eine schwere Last um den Hals, die er bis zuletzt nicht abschütteln konnte. Irgendwann hatte er es aufgegeben sich zu wehren und sich einfach damit arrangiert. Weil man ihn in Hollywood offenbar ohnehin nicht in anderen Rollen sehen wollte, als in der des Vulkaniers mit den spitzen Ohren, suchte sich Nimoy kurzerhand eine neue Leidenschaft: die Fotografie. Sie blieb bis zum Schluss seine große künstlerische Liebe.

Leonard Nimoy in seinem Atelier. Photo: Micah Smith
Faszination Fotografie
Der Fotoapparat gab ihm, was man ihm in Hollywood aufgrund des markanten Spock-Stempels auf der Stirn nicht mehr geben konnte: künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit. „Wenn ich etwas ausdrücken will, dann nehme ich einfach die Kamera in die Hand und knipse was ich will. Ich muss niemanden um Geld anbetteln, brauche kein Team und auch keine Drehbücher. Ich tue es einfach“, erklärte Nimoy in einem unserer Gespräche seine Faszination am Fotografieren.

Leonard Nimoy fotografierte gerne nackte Frauen – in allen Formen. Photo: Micah Smith
Stilleben und Hühnereier
Mit seiner alten Hasselblad-Kamera fing er alles ein, was ihm vor der Linse kam: Landschaften, Stilleben und sogar Hühnereier. Doch schon bald fand der Darsteller des einstmals sexlosen Mr. Spock ein neues Lieblingsmotiv: Den weiblichen Körper. “Nackte Frauen dienten selbst in der Antike schon als Kunstobjekt. Ich liebe Frauen, die Rundungen eines weiblichen Körpers sind einfach phantastisch. Nackte Frauen bieten so viele kreative Ansätze für einen Fotografen – sie sind ein kreatives Wunderland.”

Leonard Nimoy: Seine grosse Leidenschaft war die Fotografie. Photo: Micah Smith
Kunst als Provokation
Leonard Nimoy wäre nicht Leonrad Nimoy gewesen, hätte er mit seiner Kunst nicht auch etwas provozieren wollen. Er war durchaus ein launischer und streitbarer Zeitgenosse, kritische Fragen mochte er ebenso wenig wie solche nach dem guten alten Mr. Spock. Als ihm nach Erscheinen seines ersten Fotobandes „Shekina“ im Jahr 2002 sogar Morddrohungen von wütenden Extremisten ins Haus flatterten, weil er mit seinen Aufnahmen von nackten und halbnackten Frauen Sexualität und Religion vermischte und sogar eine Frau als Gott darstellte, raunzte er: „Mir ist egal, was die Leute denken. Ich würde mir eine Frau als Gott wünschen, denn ich mag Frauen lieber als Männer.“

Fotoarbeiten von Leonard Nimoy. Photo: Micah Smith
Nackte fettleibige Frauen als Motiv
Für sein nächstes Werk „Full Body Project“ holte er sich dann ausschließlich fettleibige Frauen ins Studio, sein persönlicher Seitenhieb gegen eine Hollywood-Industrie, die vom Schlankheitswahn besessen ist. “Ich mache Frauen mit meinen Fotos nicht zu Objekten, erniedrige sie nicht wie manche Magazine das tun. Für mich sind diese Frauen kein Objekte der Lust oder der Sexualität. Es sind Menschen aus Fleisch und Blut, die sich wohl fühlen in ihrer Haut”. Kritiker, die ihm eine Verherrlichung von Fettleibigkeit vorwarfen, kanzelte er in gewohnt mürrischer Nimoy-Manier ab: “Übergewichtige leben oft gesünder und länger als Dünne.” So war sie eben, die Nimoy’sche Logik: Selbstbewusst, unbeirrbar und dennoch irgendwie charmant.
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